183- oder 60-Tage? Wer als Unternehmer nach Zypern zieht, kann mit der richtigen Aufenthalts- und Dokumentationsstrategie Tausende Euro sparen. In diesem Guide erfährst du konkret,
- welche Aufenthalts-Grenzen gelten,
- welche Nachweise das zypriotische Finanzamt seit April 2025 verlangt, und
- wie du durch den Non-Dom-Status Dividenden komplett steuerfrei stellst.
Zusammenfassung
- Die 183-Tage-Regelung bestimmt deine steuerliche Ansässigkeit in Zypern für weltweite Einkünfte.
- Die 60-Tage-Regelung bietet eine Alternative für Geschäftsleute mit begrenzten Aufenthalten.
- Non-Dom-Status ermöglicht 17 Jahre Befreiung von Verteidigungsbeitrag (SDC) auf Dividenden/Zinsen.
- Zypern lockt mit attraktiven Steuersätzen: 12,5% Körperschaftsteuer und gestaffelter Einkommensteuer.
- Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) regeln die Besteuerung deiner Einkünfte im Ausland.
- Lückenlose Dokumentation deiner Aufenthaltstage ist für den Steuerstatus unerlässlich.
- Neue Nachweispflichten für Zahlungen an ausländische Gesellschaften gelten seit April 2025.
Was ist die 183-Tage-Regelung und warum zählt sie für dich?
Die 183-Tage-Regelung ist ein Grundprinzip im internationalen Steuerrecht, das festlegt, wo du steuerlich ansässig bist. Verbringst du mehr als 183 Tage im Kalenderjahr in einem Land, giltst du dort als steuerpflichtig für deine weltweiten Einkünfte. Für dich als Unternehmer oder Selbstständigen, der nach Zypern auswandern möchte, ist das entscheidend: Es bestimmt, ob du von den niedrigen Steuersätzen dort profitieren kannst oder in deinem Heimatland, wie Deutschland, steuerpflichtig bleibst.
Warum ist das wichtig? Ohne diese klare Regelung könntest du in mehreren Staaten gleichzeitig Steuern zahlen müssen – ein Albtraum für jeden, der ins Ausland zieht. Die 183-Tage-Regelung schützt dich vor Doppelbesteuerung und gibt dir Planungssicherheit.
Die 60-Tage-Regel: Alternative für Geschäftsleute
Neben der bekannten 183-Tage-Regelung bietet Zypern auch die 60-Tage-Regel als Alternative. Diese kommt für dich in Frage, wenn du folgende Voraussetzungen erfüllst:
- Du hältst dich mindestens 60 Tage in Zypern auf
- Du verbringst nicht mehr als 183 Tage in jedem anderen Staat
- Du betreibst eine Geschäftstätigkeit, hast eine Anstellung oder einen Direktorenposten in Zypern
- Du verfügst über einen ständigen Wohnsitz in Zypern (Eigentum oder Mietvertrag)
„Die 60-Tage-Regel wurde eingeführt, um Zypern für internationale Geschäftsleute attraktiver zu machen, die nicht das ganze Jahr auf der Insel verbringen können, aber dennoch von den steuerlichen Vorteilen profitieren möchten.“
– Andreas Dimitriou, Steuerberater bei Deloitte Cyprus
Non-Dom-Status: Dein Schlüssel zur Steueroptimierung
Der Non-Dom-Status (Non-Domiciled) ist ein besonderer Steuerstatus in Zypern, der dir erhebliche Vorteile bietet:
- 17 Jahre Befreiung von der „Special Defence Contribution“ (SDC) auf Dividenden und Zinsen
- 0% Besteuerung auf ausländische Dividenden
- Keine SDC auf Mieteinnahmen aus dem Ausland
Um diesen Status zu erlangen, musst du in Zypern steuerlich ansässig sein (durch 183- oder 60-Tage-Regel) und gleichzeitig als „non-domiciled“ im Sinne des zypriotischen Verteidigungsbeitragsgesetzes gelten. Das trifft in der Regel auf alle zu, die nicht in Zypern geboren wurden und ihren Wohnsitz erst in den letzten 17 Jahren dorthin verlegt haben.
Konkrete Steuersätze in Zypern 2025
Steuerart | Satz | Bemerkung |
---|---|---|
Körperschaftsteuer | 12,5% | Einer der niedrigsten Sätze in der EU |
Einkommensteuer bis 19.500 € | 0% | Steuerfrei |
Einkommensteuer 19.501 € – 28.000 € | 20% | Nur auf den Betrag über 19.500 € |
Einkommensteuer 28.001 € – 36.300 € | 25% | Nur auf den Betrag über 28.000 € |
Einkommensteuer 36.301 € – 60.000 € | 30% | Nur auf den Betrag über 36.300 € |
Einkommensteuer ab 60.001 € | 35% | Nur auf den Betrag über 60.000 € |
Dividenden für Non-Doms | 0% | Keine SDC für Non-Domiciled Personen |
Zinsen für Non-Doms | 0% | Keine SDC für Non-Domiciled Personen |
Kapitalertragssteuer | 0% | Auf Aktiengewinne (mit Ausnahmen) |
Quelle: PwC Tax Summaries 2025
Wie funktioniert die 183-Tage-Regelung im Alltag?
Die 183-Tage-Regelung zählt jeden Tag, an dem du dich physisch in einem Land aufhältst – im Kalenderjahr zusammengerechnet. Diese Tage müssen nicht aufeinanderfolgend sein; selbst Teiltage, wie bei einem kurzen Besuch, können voll mitzählen. Für dich heißt das: Plane genau, wie lange du in Zypern oder anderswo bist, denn die Aufenthaltstage entscheiden über deine steuerliche Residenz.
Wichtig: Neue Nachweispflichten seit April 2025
Seit dem 17. April 2025 gelten in Zypern verschärfte Dokumentationspflichten für Zahlungen an ausländische Gesellschaften. Das zypriotische Finanzamt verlangt nun detaillierte Belege über die tatsächliche wirtschaftliche Substanz der ausländischen Unternehmen. Dies betrifft insbesondere Selbstständige und Unternehmer, die Zahlungen an Gesellschaften in anderen Ländern leisten.
Quelle: EY Tax News, April 2025
Doppelbesteuerungsabkommen: Dein Schutz bei der 183-Tage-Regelung
Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) sind Verträge zwischen Staaten, die verhindern, dass deine Einkünfte doppelt besteuert werden. Sie ergänzen die 183-Tage-Regelung, indem sie klären, welches Land – der Tätigkeitsstaat oder dein Wohnsitzstaat – das Besteuerungsrecht hat.
Im DBA zwischen Deutschland und Zypern sind besonders relevant:
- Artikel 4: Regelt die steuerliche Ansässigkeit und enthält Kriterien zur Entscheidung bei Konflikten
- Artikel 14: Bestimmt die Besteuerung von Einkünften aus selbständiger Arbeit
Beispielrechnung: Selbständiger IT-Berater
Szenario 1: Weniger als 183 Tage in Zypern
Boris erzielt 100.000 € Honorare als IT-Berater. Er verbringt 150 Tage in Zypern, 170 in Deutschland und den Rest in anderen Ländern. Da er die 183-Tage-Grenze in Zypern nicht überschreitet und seinen gewöhnlichen Aufenthalt in Deutschland hat, versteuert er seine Einkünfte in Deutschland.
Szenario 2: Mehr als 183 Tage in Zypern
Boris verbringt 190 Tage in Zypern, 120 in Deutschland und den Rest in anderen Ländern. Er hat eine Mietwohnung in Limassol und ist Director einer zypriotischen Gesellschaft. Als steuerlicher Resident in Zypern profitiert er vom Non-Dom-Status und zahlt:
- Persönliche Einkommensteuer in Zypern (gestaffelt von 0% bis 35%)
- 12,5% Körperschaftsteuer auf Gewinne seiner zypriotischen Ltd.
- 0% SDC auf Dividenden aus seiner Gesellschaft
Praktische Schritte: So setzt du die 183-Tage-Regelung um
Step-by-Step-Roadmap zur Steuerresidenz in Zypern
- Steuerstatus wählen (183-Tage-Regel oder 60-Tage-Regel)
- „Yellow Slip“ (Aufenthaltsgenehmigung) beantragen
- Anmeldung beim zypriotischen Gesundheitssystem (GESY)
- Wohnung oder Haus langfristig mieten/kaufen (Mietvertrag als Nachweis sichern)
- Firma gründen oder Anstellung/Directorship vertraglich fixieren
- Monatliches Tracking der Aufenthaltstage einrichten (z.B. mit App wie „ReloTax“ oder „TaxDay“)
- Bankkonto in Zypern eröffnen (vorzugsweise bei lokaler Bank)
- Jahresabschluss & Steuererklärung (Form T.D.1) beim Tax Department einreichen
So dokumentierst du deine Aufenthaltstage richtig
Eine präzise Dokumentation deiner Aufenthaltstage ist der Schlüssel zur 183-Tage-Regelung. Notiere jeden Tag, an dem du in Zypern oder einem anderen Land bist, am besten in einem digitalen Tagebuch. Untermauere diese Angaben mit Belegen:
- Flugtickets und Boarding-Pässe (auch digital gespeichert)
- Ein- und Ausreisestempel im Reisepass (wenn vorhanden)
- Hotelrechnungen oder Quittungen für Unterkunft
- Kreditkartenabrechnungen mit Geo-Lokalisation
- Mietverträge für deine Wohnung in Zypern
- Handy-Roaming-Daten, die deinen Aufenthaltsort bestätigen
- Rechnungen für Einkäufe oder Dienstleistungen vor Ort
Tool-Tipp: Aufenthaltstage-Tracker
Nutze dieses Google-Sheet-Template oder die App „ReloTax“, um deine Aufenthaltstage präzise zu erfassen. Die Apps bieten automatische Berechnungen und Warnungen, wenn du dich einer kritischen Grenze näherst.
Plane deine Reisen und Aufenthalte clever
Gute Planung ist entscheidend, um die erforderlichen Tage in Zypern zu erreichen, ohne deine Arbeit oder dein Privatleben zu beeinträchtigen:
- Setze auf längere Aufenthaltsblöcke in Zypern (z.B. Winter dort verbringen)
- Minimiere kurze Hin- und Rückflüge, die als volle Tage zählen können
- Lege Geschäftsreisen so, dass sie die Grenze nicht überschreiten
- Plane einen Puffer von 5-10 Tagen für unerwartete Ereignisse ein
- Nutze die Flexibilität deiner selbständigen Tätigkeit für längere Aufenthalte
Häufige Stolpersteine und wie du sie umgehst
Viele machen Fehler bei der 183-Tage-Regelung, die leicht vermeidbar sind. Hier sind die wichtigsten Tipps:
- Lücken in der Dokumentation: Führe lückenlose Aufzeichnungen, sonst drohen Probleme mit den Steuerbehörden.
- Teiltage falsch zählen: In Zypern zählt jeder angefangene Tag als voller Aufenthaltstag – achte auf die genaue Berechnung.
- DBA übersehen: Ignoriere nicht die Doppelbesteuerungsabkommen – sie beeinflussen deine Besteuerung stark.
- Spontane Reisen: Ungeplante Aufenthalte können deine Tage-Berechnung gefährden – plane vorausschauend.
- Steuerberater zu spät einschalten: Ein Experte sollte frühzeitig konsultiert werden, idealerweise vor dem Umzug.
- Neue Nachweispflichten ignorieren: Seit April 2025 müssen Zahlungen ins Ausland besonders dokumentiert werden.
Fazit
Die 183-Tage-Regelung und die 60-Tage-Alternative sind dein Ticket zu einem steueroptimierten Leben in Zypern. Als Unternehmer oder Selbstständiger kannst du durch genaue Planung deiner Aufenthaltstage und die Nutzung von Doppelbesteuerungsabkommen deine Steuerpflicht klar definieren und von Zyperns niedrigen Steuersätzen profitieren.
Besonders der Non-Dom-Status macht Zypern zu einem der attraktivsten Steuerstandorte in Europa. Mit 0% auf ausländische Dividenden und einer Körperschaftsteuer von nur 12,5% bietet die Insel erhebliche finanzielle Vorteile.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der präzisen Dokumentation und Planung. Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung hast du alle Werkzeuge, um deine Steuerresidenz in Zypern erfolgreich zu etablieren.
Disclaimer
Dieser Artikel stellt keine steuerliche Beratung dar. Die steuerlichen Auswirkungen sollten im Einzelfall mit einem qualifizierten Steuerberater geprüft werden. Die Regelungen können sich ändern und variieren je nach individueller Situation.